FührungskräfteKongress Beruflicher Schulen 2016
FührungskräfteKongress Beruflicher Schulen 2016

           Berliner Thesen

Hier finden Sie die Ergebnisse des Kongresses 2015

in 10 Thesen dargestellt:

 

These 1:    Eine zeitgemäße Führung ist für berufliche Schulen

 

          notwendig.

 

Führungsethik, Visionen von Schule und Bildung, Transparenz und Teilhabe spielen im Konzept  einer gelingenden sowie Akzeptanz und Anerkennung erfahrenden schulischen Leitung und Führung  eine zentrale Rolle. Hinzu kommen Handlungsfelder wie beispielsweise Unterrichtsentwicklung, Qualitätsmanagement, Personalgewinnung und –entwicklung, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz  sowie Organisation und Verwaltung. Dieses breite Aufgabenspektrum, das auf einer berufs- und wirtschaftspädagogischen Qualifizierung aufbaut, verlangt eine fundiert angelegte Fort- und Weiterbildung der schulischen Führungskräfte.

 

Forderung

Damit auch zukünftig der hohe Stellenwert der beruflichen Bildung in Deutschland gesichert werden kann, ist der Qualifizierung der schulischen Führungskräfte in Aus- und Fortbildung mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erwarten wir mehr Anerkennung und Wertschätzung von Schulleitungen und ihrer so wichtigen gesamtgesellschaftlichen Aufgabe.

 

 

 

 

These 2:    Aktuell und perspektivisch stehen die beruflichen
                  Schulen vor mannigfaltigen Aufgaben.

 

Die berufliche Bildung steht vor  mannigfaltigen Herausforderungen, die sich beispielweise dokumentieren in der in den letzten Jahren stark zugenommenen Studierneigung von Jugendlichen, in den demografischen Veränderungen, in dem Anpassungsdruck an sich immer schneller vollziehende technologische, ökonomische und soziale Entwicklungen, in den Fragen der Berufsorientierung und der Berufsvorbereitung, in der Zielsetzung der Durchlässigkeit im Bildungssystem,  in der Forderung nach der perspektivischen Vorbereitung auf das lebensbegleitende Lernen oder in der aktuellen Asyl- und Flüchtlingsproblematik.    

 

Forderung

Um auf diese Veränderungen adäquat reagieren zu können, sollten sich die beruflichen Schulen zu regionalen Kompetenzzentren entwickeln. Mit diesem bildungspolitischen Konzept  können auch deutlich erweiterte Handlungs- und Entscheidungsspielräume verbunden werden. Nur so können sie ihren Bildungsauftrag angemessen erfüllen.  

 

 

 

 

These 3:    Die Inklusion stellt die beruflichen Schulen und ihre

 

          Partner vor besondere Herausforderungen.

 

Jeder  Mensch hat ein Recht auf Bildung. Diese Forderung schließt auch den Bereich der beruflichen Bildung mit ein und ihm kommt für junge Menschen mit Beeinträchtigungen auf ihrem Weg zu einer möglichst selbstständigen Existenzsicherung eine wichtige Bedeutung zu. Hier sind die betriebliche Berufsausbildung und die schulische berufliche Bildung in gleicher Weise gefordert, damit junge Menschen mit Beeinträchtigungen  einen Beruf erlernen können, der ihren Fähigkeiten entspricht und in dem sie ihre beruflichen Interessen und Wünsche verwirklichen können. Das ist heute für viele Jugendliche mit Beeinträchtigungen noch nicht immer der Fall. Wichtig ist daher eine verbesserte Zusammenarbeit und Kooperation von allen beteiligten Akteuren in der beruflichen Bildung.

 

Forderung

Im Sinne eines lebensbegleitenden Lernens ist die Teilhabe benachteiligter Menschen auch an beruflichen Bildungsprozessen sicherzustellen. Dazu sind alle Benachteiligungen abzubauen und die inklusive Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe weiterzuentwickeln. Die dafür notwendigen Voraussetzungen der personellen, finanziellen und sächlichen Ausstattung der berufsbildenden Schulen sind zu schaffen.

 

 

 

 

These 4:    Digitalisierung sowie Datenschutz und Datensicherheit

          spielen an beruflichen Schulen eine immer   
          bedeutendere Rolle.

 

Die Digitalisierung und Vernetzung von IT-Systemen verlangen vermehrt Kenntnisse und Fähigkeiten der Fachkräfte in allen Bereichen. Die Lehrkräfte an beruflichen Schulen vermitteln das erforderliche Grund- und Fachwissen mit hohem Engagement, pädagogischer Professionalität und Begeisterungsfähigkeit an die Schülerinnen und Schüler.
Dabei spielen die Datensicherheit und der Datenschutz eine zentrale Rolle.

 

Forderungen

Eine dem technischen Standard angepasste technische Ausstattung der beruflichen Schulen mit Sicherungs- und Schutzsystemen ist unabdingbar sicherzustellen. Für die Datensicherung und den Datenschutz sind die erforderlichen personellen Ressourcen zu schaffen. Die Mittel für eine aktuelle Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte  sind den Sicherheitsanforderungen anzupassen.

 

 

 

 

These 5:    Der demografische Wandel erfordert von den

   
                   beruflichen Schulen neue, nachhaltige Konzepte.

 

Der demografische Wandel beeinflusst unsere Gesellschaft insgesamt. In besonderem Maß ist das Bildungssystem durch die sinkenden Schülerzahlen davon betroffen. Für die berufliche Bildung resultiert  daraus die Notwendigkeit der Entwicklung neuer  Konzepte, damit  beispielsweise in eher dünnbesiedelten ländlichen Regionen weiterhin ein differenziertes Aus- und Weiterbildungsangebot  gewährleistet werden kann. Auch die Ballungsräume stehen durch die ungleich höhere  Zahl an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund vor beträchtlichen Herausforderungen, etwa durch die zu erbringenden Integrationsleistungen. Gegen den langfristigen demografischen Trend wirkt aktuell die große Zuwanderung von Asylbewerbern und Flüchtlingen, die ebenfalls von den beruflichen Schulen zu bewältigen ist.

 

Forderung

Alle an der schulischen beruflichen Bildung beteiligten Akteure (Bund, Länder, Sozialpartner) sind aufgefordert, Konzepte und Programme zu entwickeln, die geeignet sind, den durch den demografischen Wandel hervorgerufenen bzw. zu erwartenden Veränderungen zu entsprechen. Nur dann werden die beruflichen Schulen auch unter den veränderten Bedingungen erfolgreich arbeiten können. Die demografische Rendite muss dem Berufsbildungssystem erhalten bleiben.

 

 

 

 

These 6:    Die Unterrichtsentwicklung ist eine zentrale

          Führungsaufgabe für berufliche Schulen.

 

Eine verantwortungsvolle und effektive Unterrichtsentwicklung umfasst ein breites Spektrum, das von dem Methodeneinsatz über die fachdidaktische Entscheidung bis zum Verhalten und der inneren Haltung der Lehrkräfte reicht.

Unterrichtsentwicklung als Teil der Schulentwicklung ist eine Daueraufgabe und damit von großer Bedeutung für das  Schulleitungshandeln. Besserer Unterricht lässt bessere Schülerleistungen erwarten. So kurz lässt sich die Notwendigkeit der Unterrichtsentwicklung als Führungsaufgabe zusammenfassen. Im Kontext der täglichen Herausforderungen muss die Unterrichtsentwicklung daher ein zentrales wertegeleitendes Handlungsfeld sein. Darüber hinaus sollte der Unterrichtsentwicklung im Schulalltag – für alle Kolleginnen und Kollegen - explizit Raum und Zeit zugestanden werden.

 

Forderung

Unterrichtsentwicklung ist eine Aufgabe aller Führungskräfte und Lehrkräfte. Sie muss einen festen Platz in der Schulentwicklung einnehmen. Effektive Unterrichtsentwicklung erfordert  Ressourcen für Fort- und Weiterbildung und sollte in der beruflichen Bildung durch länderübergreifenden Anstrengungen in Forschungsprojekten unterstützt und gefördert werden (ähnlich den eingestellten BLK-Modellversuchen).

 

 

 

 

These 7:    Die gesunde Schule ist sowohl Auftrag als auch Ziel
                   für professionelles Schulleitungshandeln an 

                   beruflichen Schulen.

 

Die gesunde Schule ist Auftrag und Ziel für professionelles Schulleitungshandeln, denn gute Gesundheit ist eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Lern- und Lehrprozesse. Positive Lern- und Lehrerfahrungen unterstützen ihrerseits die Gesundheit. Das Konzept der guten gesunden Schule verknüpft Gesundheitsförderung mit der schulischen Qualitätsentwicklung. Die Verbindung von schulischem Bildungs- und Erziehungsauftrag  mit der Förderung der Gesundheit aller Schulbeteiligten ist Merkmal einer guten gesunden Schule. Sie bietet den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften gesundheits- und leistungsfördernde Lern- und Arbeitsbedingungen. Sowohl Lehrerkräfte als auch Schülerinnen und Schüler können sich hier entsprechend ihrer Möglichkeiten entwickeln und engagieren.

 

Forderung

Durch effektives Führen wird ein gutes Arbeitsklima geschaffen. Deshalb ist ein systematisches Gesundheitsmanagement an den beruflichen Schulen zu implementieren und mit entsprechenden personellen und sächlichen Ressourcen zu versehen.

 

 

 

 

These 8:    Die technologische Entwicklung verlangt eine
                   zukunftsfähige technische Aus- und Weiterbildung der
                   Lehrkräfte an beruflichen Schulen.

 

Fach- und Nachwuchskräfte „Fit machen,  für die Technologien von heute und morgen“ ist eine zentrale Aufgabe für Führungskräfte und Lehrkräfte an beruflichen Schulen, um das Zusammenspiel von Menschen, Maschinen und Daten vor Ort sichtbar und begreifbar zu machen. Die Optimierung klassischer Produktionsprozesse durch Koppelung mit der digitalen Welt erfordert eine Neuausrichtung von  Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte mit themenübergreifenden Kompetenzen. Das bedeutet, dass Domänengrenzen überwunden und Lehr-Lern-Arrangements für den Unterricht entwickelt werden müssen, die mehrperspektivische und berufsfeldübergreifende Betrachtungen ermöglichen.

 

So ist z. B. Industrie 4.0 nicht nur ein Zukunftsprojekt, sondern ein Konzept im High-Tech-Bereich, das klassische Aufgabenzuweisungen obsolet macht und damit einen neuen Zuschnitt von Aufgaben für die beruflichen Schulen erfordert. Der Aufgabe, Fachkräfte zukunftsweisend auf neue Technologien vorzubereiten, werden sich die beruflichen Schulen stellen.

 

Forderung

Die beruflichen Schulen müssen zu Regionalen Kompetenzzentren ausgebaut werden. Hier steht sowohl die Politik als auch die Wirtschaft in der Pflicht, die Umsetzung pädagogischer Konzepte, die Qualifikation von Lehrkräften und die Ausstattung der beruflichen Schulen zu gewährleisten und in die Zukunft  junger Menschen zu investieren. Dies ist eine einmalige Chance, die Standorte zu sichern und die Regionen zu stärken.

 

 

 

 

These 9:    Die Architektur beruflicher Schulen unterstützt als
                  „dritter Pädagoge“ erfolgreiche Bildungsarbeit.

 

Schule ist Lebensraum und Ort für Begegnungen; Schule ist aber in erster Linie ein Lernort. Berufliche Schulen müssen so gestaltet werden, dass die Umgebung das Lernen unterstützt und motiviert zu verbleiben, um Lernen und Arbeit positiv zu erfahren und nachhaltig lernen zu können.

Die Gestaltung beruflicher Schulen muss zudem das Lernen in der beruflichen Wirklichkeit begleiten und darauf vorbereiten, dass die Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, ihr betriebliches Arbeitsumfeld durch lebensbegleitendes Lernen und Gestaltungskompetenz zu entwickeln. Die dadurch entstehenden zukunftsweisenden Arbeitsplätze sind eine Grundlage des wirtschaftlichen Erfolges und Basis für gesundheitsförderliche Lebensräume im betrieblichen und gesellschaftlichen Kontext.

 

Forderung

Schulbauten müssen kontinuierlich den pädagogischen und didaktischen Anforderungen angepasst werden. Unterrichtsräume, Werkstätten und Laborräume müssen modern und zukunftsweisend ausgestattet sein, um kompetenzorientierten Unterricht in Lernfeldern zu ermöglichen.

Alle beruflichen Schulen müssen Räume für Begegnung, Austausch unter Fachkräften und Ausgleich vorhalten. Nur gut ausgestattete Schulmensen können die Grundlage für eine gesunde Ernährung sicherstellen und gehören in jede berufsbildende Schule.

 

 

 

 

These 10:  Die Qualifizierung der Lehrkräfte für das Lehramt an

 beruflichen Schulen ist geprägt durch die
 Besonderheiten dieser Schulart.

 

Der Aus- und Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer kommt für die erfolgreiche Bildungsarbeit an den beruflichen Schulen die zentrale Bedeutung zu. Dabei hat sich die Lehrerbildung an den Spezifika der berufsbildenden Schulen zu orientieren, die sich aus der besonderen Verknüpfung von Bildungs- und Beschäftigungssystem, der breiten Palette berufsbildender Schulformen und Abschlüsse sowie der daraus resultierenden Heterogenität der Schülerinnen und Schüler ergeben. Damit unterscheidet sich die Lehrerbildung für berufsbildende Schulen signifikant von der für allgemeinbildende Schulen.

 

Forderung

Der hohe Qualitätsstandard in der bisherigen grundständigen Ausbildung der Lehrer an berufsbildenden Schulen ist zu garantieren und zu steigern. Dazu ist es notwendig, dass die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer für das Lehramt an beruflichen Schulen als universitärer Studiengang organisiert wird.

Die Anerkennung des Masterabschlusses (oder des 1. Staatsexamens) als Eingangsvoraussetzung in den Vorbereitungsdienst (Referendariat) ist bundesweit sicherzustellen. Ein problemloser Studienortwechsel innerhalb Deutschlands ist zu gewährleisten.

Für die Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte gilt es, diese dauerhaft den wirtschaftlichen, technischen und sozialen Herausforderungen und Entwicklungen anzupassen.

Gute Bezahlung und Arbeitsbedingungen sind ein Garant für die Attraktivität des Lehramtes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen.

Veranstalter:

Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen e.V.

Friedrichstrasse 169

10117 Berlin

Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtsschaftschulen e.V.

Ellernstr. 38

30175 Hannover

Verband Bildungsmedien e.V.

VBM Service GmbH

Zeppelinallee 33

60325 Frankfurt am Main

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